Spektakulär, dieser Orff
Mozartchor feiert mit „Carmina Burana“
- Selten findet ein Werk weltweit so Zustimmung wie die Carmina Burana. Zu seinem 40-jährigen Bestehen hat es der Mozartchor Augsburg auf den Spielplan gebracht. Verstärkt mit der schwäbischen Chorgemeinschaft, Babenhausens Chor und Kinderchor, dem Steppacher Kinderchor „Raphaelos“, der Concert Band der Bayerischen Brass-Band-Akademie und nicht zuletzt den Solisten unter der versierten Leitung von Franz Matysiak entstand der gewichtige Klangkörper, der Orffs Opulenz zünden kann.
Weltläufig die impulsive Sprache, hier Latein, dort Mittelhochdeutsch, weltoffen der bunte Lebensspiegel der Texte, die es zu verdichten gilt, sodass pralle Bilder theatralische Wirkung erzielen. Gelingt der Konnex von Musik, Sprache und Rhythmus, spricht Orff für sich. So gewann Fortunas wuchtiges Rad in spektakulärer Brass-Band-Fassung Strahlkraft. Der Massenchor hatte dieser Klangqualität Paroli zu bieten, sie nicht aufzuweichen; es heißt, deutlich zu artikulieren, kraftvoll wie taufrisch die Balance zu wahren. Eine Herausforderung, die choristisch voll, wenngleich in extremer Stimmlage grenzwertig, gemeistert wurde.
In der Sprache des Herzens gestaltete Bariton Daniel Böhm (gleichzeitig auch Leiter des Mozartchors) als Solist „Omnia sul temperat“, bevor überreich chorischer Frühlingsjubel aufblühte. Helle Tanzfreude weckte „Floret silva“, ehe der Kinderchor, klar artikulierend wie unbekümmert, frühes Rouge auftrug.
Als glühender Don Juan trat Böhm schwungvoll auf. Dem Fressgelage gab Countertenor Daniel Quynh Hoang die exquisite Note durch sein Falsett in der Schwan-Persiflage. „In taberna“ wuchs sich zum Saufgelage aus, nicht durchweg handfest profiliert vom Männerchor. Bellissima Figura machte Isabell Münsch, trug sopranhell bezaubernd die Farben der Liebe auf. Es obsiegte aber nicht Venus, sondern Fortuna.